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Zwischen 20 und 30 Prozent der Iraker trinken regelmäßig Bier. Deutsche Marken sind ihnen allerdings oftmals zu herb. Dler Rufoo, einer der größten irakischen Importeure von Alkoholika, über die Trinkgewohnheiten seiner Landsleute
Dler Rufoo, Getränkehändler und Gründungsmitglied der Midan-Niederlassung in Arbil

Die Deutsch-Irakische Mittelstandsvereinigung Midan e.V. veranstaltete am vergangenen Donnerstag ihren fünften deutsch-irakischen Wirtschaftstag in Kooperation mit der IHK InterCom Sachsen-Anhalt, der Stadt Naumburg und der Wirtschaftsförderung Burgenlandkreis. Zu der Veranstaltung kamen rund 80 deutsche Unternehmer. Aus dem Irak waren ebenfalls um die 80 Wirtschaftsvertreter nach Naumburg an der Saale geladen. Einer von ihnen war Dler Rufoo, der seit 2004 Midan-Mitglied ist und geholfen hat, die Midan-Niederlassung in Arbil aufzubauen. Vor allem aber ist Dler Rufoo einer der größten Importeure alkoholischer Getränke im Irak.

 

WPI: Herr Rufoo, Sie sind der größte Importeur für Bier und alkoholische Getränke im Nordirak. Woher beziehen Sie Ihre Ware?

Dler Rufoo: Ich importiere aus vielen Ländern. Aus Europa bekommen wir unser Bier aber ausschließlich aus Deutschland – und zwar Marke Bitburger. Aus der Türkei bekomme ich Efes, aus Mexiko beispielsweise Corona. Darüber hinaus bin ich auch der Vertriebspartner der japanischen Brauerei Asahi.

Haben Sie die Lizenzen dafür direkt von den Brauereien erworben?

Im Falle von Bitburger und Asahi: Ja. Die anderen Marken besorge ich mir über Vertriebspartner.

Und wo vertreiben Sie ihre Ware?

Auf dem gesamten irakischen Markt. Außerdem verkaufen wir auch noch nach Iran.

Ist Alkohol dort nicht verboten?

Natürlich.

Wo verkaufen Sie dann Ihr Bier?

Auf dem Schwarzmarkt.

Aha. Und im Irak verkaufen Sie Ihre Getränke demnach wahrscheinlich auch religionsübergreifend?

Klar, viele Iraker mögen Bier. Auch Muslime.

Sind Sie selbst auch Muslim?

Nein, ich bin Christ und komme aus dem christlichen Viertel Ain Kawa in Arbil. Dort ist auch der Sitz meiner Firma.

Haben Sie moralische Bedenken, Bier an Muslime zu verkaufen?

Nein. Denn für Iraker ist es durchaus üblich auch mal ein Bier zu trinken. Schätzungsweise 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung trinken ab und an mal ein Gläschen.

Und was zahlt man so für ein Bierchen im Irak?

Das kommt drauf an, was für ein Bier Sie haben wollen. Da der Import recht teuer ist, kosten Biere wie Bitburger ein wenig mehr. Schuld daran sind auch die voneinander abweichenden Wechselkurse von Euro und Dollar. Türkisches Bier etwa wird in Dollar verrechnet, deshalb ist es dementsprechend billiger. Hinzu kommt, dass die Transportkosten geringer sind.

Geht türkisches Bier deshalb besser als deutsches?

So pauschal kann man das nicht sagen. Aber tatsächlich hat das deutsche Bier auf dem irakischen Markt ein kleines Problem. Es ist sehr herb, und trifft daher nicht jedermanns Geschmack.

Wieviel Prozent Ihrer irakischen Kunden trinken es dann überhaupt?

Vielleicht zwischen fünf und zehn Prozent.

Haben Sie eigentlich schon einmal daran gedacht, im Irak eine eigene Brauerei zu eröffnen?

Nein, nein, nein. Selbst wenn es bis jetzt im Irak noch keine Brauerei gibt. Das lohnt sich einfach noch nicht. Dafür ist der Import von türkischem Bier wie Efes noch zu billig.

Importieren Sie eigentlich nur Bier?

Nein, ich importiere alle alkoholischen Produkte. In zwei Tagen habe ich beispielsweise einen Termin in Moldawien.

Was wollen Sie denn von dort in den Irak importieren?

Na was wohl? Wodka natürlich.

 

Foto: Henrik Ahrens (WPI)

 

   
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