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DUTSCHE WELLE Quadriga | 09.06.2006 | 15:30

Der Name Haditha steht seit einigen Tagen weltweit für einen Skandal, der das Ansehen der USA weitaus stärker beschädigen könnte als die Folterungen im Gefängnis von Abu Ghraib oder die Zustände im Gefangenenlager Guantanamo. Was genau am 19. November 2005 in der irakischen Stadt am Euphrat geschah, wird noch untersucht. Aus Kreisen der US-Militärjustiz aber sickern ständig neue Details durch. Sie lassen wenig Zweifel daran, dass Mitglieder einer amerikanischen Marineinfanterie-Einheit nach einem Bombenanschlag auf eines ihrer Patrouillenfahrzeuge Amok liefen: 24 Zivilisten - unter ihnen sieben Kinder und ein wehrloser Mann im Rollstuhl - kamen dabei ums Leben. Offenbar haben die Offiziere der US-Einheit anschließend versucht, den Vorfall zu vertuschen.
رئيس الاتحاد في مقابلة تلفزيونيه حول مستقبل العراق ومجزرة حديثة.

Der Vorfall weckt Erinnerungen an das Massaker im südvietnamesischen My Lai. Dort ermordete 1968 während des Vietnamkrieges eine US-Kompanie über 500 Zivilisten, darunter viele Frauen und Kinder; auch damals dauerte es etliche Monate, bis die Horrorstory die USA erreichte. Dann aber brach ein Sturm der Entrüstung aus. Das Entsetzen über den Blutrausch der eigenen Soldaten trug maßgeblich dazu bei, dass die US-Regierung die Unterstützung für den Krieg verlor.

Mehr als drei Jahre nach Kriegsbeginn im Irak fürchten viele Amerikaner nun, dass auch das Zweistromland ein moralischer Morast ist, aus dem es für die USA kein ehrenvolles Entkommen mehr gibt. Fast zwei Drittel der US-Bürger betrachten den Irakkrieg inzwischen als einen Fehler. Der Vorfall in der irakischen Provinz könnte das Vertrauen in die Irak-Mission endgültig zerstören. US-Soldaten feiern Nachricht vom Tod SarkawisBildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift:  US-Soldaten feiern Nachricht vom Tod SarkawisVielleicht führt die Tötung des Topterroristen Sarkawi aber auch den dringend nötigen Stimmungsumschwung herbei.

Die Gäste der deutschen Sendung waren:

 

Clemens WerginBildunterschrift: Clemens WerginClemens Wergin – Der deutsche Journalist studierte Geschichte und Islamwissenschaft sowie Journalistik an der Universität Hamburg. Danach begann er ein Volontariat beim Berliner "Tagesspiegel", wo er heute als Redakteur für die Meinungsseite arbeitet. Seine Themenschwerpunkte sind der Nahe Osten, europäische Außenpolitik und die transatlantischen Beziehungen. Im Jahr 2004 gewann er zusammen mit Stefan Kornelius den "Arthur F. Burns Kommentarpreis".

 

Gelan KhulusiBildunterschrift: Gelan KhulusiGelan Khulusi – Der Iraker hat in den 1980er Jahren in Deutschland Betriebswirtschaft studiert. Heute ist er Unternehmer und Gründungspräsident der Deutsch-Irakischen Mittelstandsvereinigung "Midan". In dieser Funktion ist er auch Herausgeber der Internet-Zeitung "Midan El Akhbar".

 

Louis Charbonneau – Der US-Amerikaner arbeitete zunächst in New York City, wo er vor allem über die Vereinten Nationen berichtete. Später führte ihn seine Arbeit als Korrespondent der Nachrichtenagentur Reuters nach Prag, Hongkong und Wien. Seit 2005 ist er Korrespondent im Reuters-Büro Berlin. Sein Themenschwerpunkt ist internationale Politik.